Ist Italien pleite? Alles Wissenswerte über die Bankenkrise
Marode Banken – faule Kredite
Nicht nur Italiens, – sondern auch die Arbeitslosenzahlen anderer Euro-Staaten – wie die von Spanien, Frankreich, Portugal und Griechenland sind enorm hoch, während sich die Industrieproduktion auf einem äußerst niedrigen Level befindet. Dennoch ist es den Staaten möglich, immer mehr Kredite, zu historisch niedrigen Zinsen aufzunehmen. Hinzu kommt, dass es dem mittellosen Bürger kaum noch möglich ist, ausstehenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Die Banken sitzen auf einem Berg notleidender Kredite, welcher geschätzte 360 Milliarden Euro ausmacht und in etwa einem Viertel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Rund 200 Milliarden Euro entfallen hiervon auf Darlehen, deren Kreditnehmer mittlerweile insolvent sind. Als notleidend (umgangssprachlich: faul), wird ein Kredit bezeichnet, bei dem die Rückzahlung ungewiss ist. So werden in Deutschland sowohl wertberichtigte Kredite, als auch in Zahlungsverzug geratene Kredite als notleidend bezeichnet. Obwohl der Nettogewinn der bereits erwähnten MPS im ersten Quartal diesen Jahres überraschend um 28 Prozent auf 93 Millionen Euro anstieg, verzeichnet diese allein bereits knapp 50 Milliarden Euro an faulen Krediten. Außerdem sanken die Einlagen um 5,6 Prozent, da einige Kunden erneut Gelder abzogen. Auch der Brexit hat seinen Teil zur ohnehin schon extrem angespannten Lage beigetragen. Nach dem Brexit-Votum sanken die Aktienkurse vieler italienischer Banken um 30 Prozent, was die Zweifel an den Fähigkeiten der Banken steigerte, Kapital am Markt aufnehmen zu können.
Staatsverschuldung in Höhe von rund 133 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
In der Erwartung auf die ersehnte wirtschaftliche Erholung und mit Hilfe der Sicherheiten, die den Banken zur Abfederung ihrer faulen Kredite zur Verfügung stehen, waren sich die politischen Entscheidungsträger Italiens sicher, das Problem mit eben diesen faulen Krediten würde sich von selbst erledigen. An diesem Punkt sei erwähnt, dass Italien mit rund 133 Prozent Staatsverschuldung (2100 Milliarden Euro) in Relation zum Bruttoinlandsprodukt auf Rang 2 der am höchsten verschuldeten EU-Mitgliedsstaaten platziert ist. Zum Vergleich: Rang 1 dieser traurigen Statistik nimmt Griechenland mit rund 179 Prozent ein. Deutschland bewegt sich mit seinen 70 Prozent im besseren Mittelfeld.
Der Euro-Rettungsschirm
Nach der im Jahre 2010 eingesetzten Eurokrise, soll der Euro-Rettungsschirm dazu dienen, „die finanzielle Stabilität im gesamten Euro-Währungsgebiet zu sichern“. Ein Teil des Euro-Rettungsschirms, dessen Aufgabe es ist, die Zahlungsfähigkeit überschuldeter EU-Mitgliedstaaten zu sichern und durch Kredite sowie Bürgschaften zu unterstützen, ist der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) mit Sitz in Luxemburg. Am 2. Februar 2012 unterzeichneten die damals 17 Mitgliedstaaten der EU einen Vertrag, mit welchem der ESM gegründet wurde. Im Oktober 2012 trat er dann in Kraft und löste damit den Euro-Rettungsschirm EFSF (European Financial Stability Facility) ab, welcher 2013 auslief. Der ESM, – welcher über ein Stammkapital von rund 705 Milliarden Euro verfügt und im Gegensatz zum alten EFSF auch eine Beteiligung privater Anlieger vorsieht, sollte ein EU-Land vor der Insolvenz stehen -, ist jedoch an Auflagen gebunden, welche vor allem Sparprogramme enthalten. Bisher erhielt Spanien zum Zwecke der Bankenstabilisierung insgesamt 41,3 Milliarden Euro. Anschließend folgten 2 weitere Rettungsprogramme für Zypern im Jahr 2013 und für Griechenland im Sommer 2015. Einem Medienbericht zufolge, – bei dem sich die berichtende Zeitung auf zwei mit der Sache betraute Personen bezog -, habe nun auch die italienische Regierung eine Kreditanfrage in einer Höhe von 15 Milliarden Euro beim ESM in Betracht gezogen. Mit dem Geld solle die Banca Monte dei Paschi di Siena gestärkt und weitere Banken unterstützt werden. Ein Sprecher der Regierung dementierte diese Aussage jedoch und betonte, dass eine solche Anfrage nicht geplant sei.
Was bedeutet die Bankenkrise für Deutschland?
Was viele nicht wissen: Über ihre Lebens- und Rentenversicherungen haben viele Deutsche in Italien investiert. So gilt die italienische Generali als drittgrößter europäischer Versicherungskonzern. Dies sollte aber niemanden unnötig verunsichern. Mit italienischen Banken, haben deutsche Versicherer eher weniger zu tun. Auch deutsche Sparer können aufatmen. Nur selten werden italienische Banken ihnen empfohlen und so leihen entsprechend wenige Deutsche ihr Geld diesen Banken direkt. Anders als den Sparern ergeht es jedoch den deutschen Banken. 16,5 Milliarden Euro Bankanleihen und insgesamt 85 Milliarden Euro an italienischen Risiken, haben diese insgesamt zu verzeichnen.